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Interview mit Headcoach Jens Mollnau
Erstellt am:  26. Januar 2019
Tags: keine
Kategorie(n): Allgemein • Newsarchiv 2019 • Startseite-News

PG: Jens, die langjährigen Fans der Tigers kennen dich. Du hast als Spieler bei den Tigers angefangen und warst auch einige Jahre als Coach tätig. In den letzten Jahren hat man dich hin und wieder als Zuschauer gesehen. Nun hast du die Position des Headcoach übernommen. Was hast du in den vergangenen Jahren in Punkto Football gemacht?

 

JM: Hallo Peter, erst mal freue ich mich wieder hier zu sein. Es ist halt doch Heimat, nicht zu Letzt, da ich ja auch Harzer bin.

Ich war sicherlich nicht untätig in der Zwischenzeit. Ich habe mich weiterentwickelt, als Mensch, als Coach, als Verantwortungsträger. Die kurze Version meines Werdeganges ist schnell erzählt.

 

Nach der Neuorientierung in der deutschen Footballszene und seinen Möglichkeiten als Coach tätig zu sein, das war 2015 in Passau und als Interims-HC in Leipzig, sah ich gute Perspektiven in den neugegründeten Wittenberg Saints, die ich 2016 als OC begleiten sollte und wollte. Neugegründet heißt aber auch, große Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um vorwärts zu kommen. Daran zerbrach die Führung der Saints und ich zog mich aus Eigenschutz zurück.

2017 kam mein zweiter Anlauf bei den Leipzig Lions, dieses Mal als Offense Coordinator. Dort stieß ich sicher nicht nur auf offene Arme, aber da ich in der Preseason bereits viele Hürden nehmen konnte, Knapp 60% Rookies mich nicht kannten und ich die Ernsthaftigkeit meiner Ansichten beweisen durfte, wurde es doch eine erfolgreiche Saison, angesichts der Dinge die später noch kamen.

Zu guter Letzt erhielt ich ein Angebot, 2018 in Königgrätz bei den Hradec Kralove Dragons als HC einzusteigen. Die Dragons gingen in die 2. Vereinssaison, wurden von der 3. tschechischen Liga in die 2. höchste Liga gestuft und standen nun mit ca. 70% echten Neulingen vor einer sehr schweren Aufgabe. Leider kam ich aus finanziellen Gründen erst sehr spät zum Team, fand dort aber große Herzen und offene Ohren. Was vielleicht die Bilanz des Jahres nicht deutlich macht, ist der enorme Fortschritt, den wir gemeinsam erzielen konnten. Es war für mich mit allem eine großartige Saison und Erfahrung. Die Sponsorensituation in Hradec Kralove verhindert leider, dass ich dort auch für 2019 engagiert werden konnte. Ich weiß dennoch, wo ich jederzeit einen Urlaub verbringen kann, im Kreis von Freunden im schönen Böhmen.

Ja, und nun bin ich wieder hier.

 

PG: Wer ist noch im Trainerstab der Tigers?

 

JM: Das ist noch nicht komplett geklärt. Ich weiß, dass ich mit Coach Silvio Feuerstacke jemanden als Defense Coordinator habe, den ich schon lange kenne, der aber vor allem mich schon lange kennt. Als Positionscoaches sind noch nicht alle Gespräche geführt, aber etliche „Alt“-Spieler haben ihre Hilfe mehr als nur signalisiert. Ich werde in den kommenden Tagen die Gespräche nochmal suchen und dann mit allen einen vernünftigen Weg finden. Es gibt soviel Know-How in der Mannschaft, welches wir nicht verlieren sollten. Nach dem Motto „Coach the Coaches“ unterstütze ich vor allem die, die sich selbst noch nicht in der Rolle eines echten Trainers sehen. Jede Hand hilft in diesem Fall.

Ich arbeite auch daran, zu vereinzelten Trainingseinheiten Coaches aus anderen Sportarten hinzu zu holen, die Techniken oder Ansätze fachspezifischer vermitteln.

Zum Beispiel könnte ein Trainer aus dem Bereich Ringen Techniken für die O- oder D-Line beibringen.

 

PG: Wie sieht die Zielstellung für die nächste Saison aus?

 

JM: Gute Frage. Es gibt ja immer das Motto am Anfang der Saison: „Wenn du den Krieg nicht gewinnen willst, zettele ihn nicht an!“ Aber darauf zielst du nicht ab, denke ich.

Mein Ziel ist es, die Tigers wieder dahin zu bringen, wo sie meines Erachtens hingehören. Das ist für mich die Top 50 in Deutschland. Das wird bestimmt nicht innerhalb dieser Saison möglich sein, aber wenn man sich die Vereinshistorien aller Vereine anschaut, sieht man eine Wellenbewegung. Die Tigers sind gerade in einem Wellental und ich möchte in dieser Saison den Aufschwung einleiten, der zuletzt 2005 einsetzte. Das geht aber nicht alleine.

Ich bin mal so provokant und behaupte, dass das Niveau des Ostfootball, also Regionalliga abwärts, nie so schlecht war, wie in diesem Jahr. Somit behaupte ich weiter, immer noch provozierend, dass ein sportlicher Erfolg nicht maßgeblich im physischen Training zu finden ist, sondern vielmehr im mentalen. Die einzelnen Trainingseinheiten der Tigers sind ja nun auch nicht schlecht gewesen, aber wenn keiner zum Training kommt…. wenn man nur in Heimspielen die Bestbesetzung auffahren kann…. Ich hoffe, das war verständlich?

 

PG: Wie schätzt du die Leistungsstärke der Tigers ein, was muss nach deiner Meinung vor allem verbessert werden?

 

JM: Ad hoc muss wieder eine Identifikation mit der Marke Mountain Tigers stattfinden. Wie gesagt, sportlich haben wir hier gutes „Material“ und durchaus Spieler die weiterkommen wollen. Auch in der Jugend gibt es, neudeutsch, tolle „Prospects“, die gefördert werden müssen. Von uns, nicht von anderen.

Schlussendlich muss allerdings immer der Wille eines Jeden so unbändig hoch sein, dass Football bei den Tigers wie eine Droge wird und man Magenkrämpfe bekommt, Gewissensbisse oder Schlafstörungen, wenn man mal nicht zum Training erschien. Dann weiß man erst, dass man im richtigen Boot sitzt. Vielleicht muss dann auch die Freundin mal warten….

 

PG: Deine persönliche Einschätzung zum heutigen Try-Out?

 

JM: Abgesehen von den plötzlichen Veränderungen im Vorfeld des Try-Outs, muss ich sagen, dass mich die Resonanz sehr beeindruckt hat. Neben vielen schon vorhandenen Spielern und Vereinsmitgliedern, die diese Gelegenheit als zusätzliches Training genutzt haben, haben sich 9 Interessierte (3 Jugend/6 Herren) in die Fluten geworfen. Und überraschenderweise war niemand dabei, der erst gestern in seinen Körper eingezogen ist. Mit anderen Worten konnten alle zeigen, dass sie koordinativ und athletisch genug sind, diesen Sport physisch auszuüben.

Dennoch hätte ich mir gewünscht, bzw. tue das immer noch, das gerade in der Jugend noch mehr Zuwachs zu verzeichnen ist. Die Lynx haben es sich wirklich verdient endlich an einer geregelten Saison teilnehmen zu können.