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Erstellt am:  20. August 2006
Tags: keine
Kategorie(n): Newsarchiv 2006

Berlin Kobras gewinnen glücklich mit 34:28 gegen einen riesigen Harzer Kampfeswillen

Am vergangenen Samstag traten die ersatzgeschwächten Wernigerode Mountain Tigers die Reise zum Ligakontrahenten Nummer 1 in der Oberliga Ost an. Das Hauptstadt-Team der Berlin Kobras hatte sich zum Ziel gesteckt, sich für die Niederlage in Wernigerode (13:6) eindrucksvoll zu revanchieren.

Gleich das erste Angriffsrecht wurde zu Punkten genutzt und die Defense der Tigers scheinbar mühelos überwunden. Auch die Offense der Bergtiger kam schwer in Tritt und gab den Ball schnell ohne Punkte ab.
Das ausgeglichene Treiben auf dem Feld wurde dann auch auf der Anzeigetafel, denn unter starkem Druck fumbelte der Berlin Quarterback den Ball und Alejandro Ferrer (#74) sicherte für die Harzer. Aus dieser guten Position heraus war es dann Andreas Kopytziok (#20), der die Endzone der Gastgeber erreichte. Mit dem gelungenen Extrapunkt durch Ralf Posselt (#52) stand es nach dem ersten Viertel 7:7 unentschieden.

Das zweite Viertel begann ebenso ausgeglichen und die Mannschaften schenkten sich nichts. Hart und fair wurde um den Ball gekämpft und die Spannung war deutlich spürbar. Dann nahm dieses Spiel eine abrupte Wendung.

Der Harzer Quarterback Max Meyer (#7) wurde im Spielzug so unglücklich zu Boden gebracht, dass er verletzt vom Feld eskortiert werden musste. Ein Schock für die bis dahin gut aufgelegten Harzer. Wer sollte nun als Spielmacher die Angriffe der Wernigeröder koordinieren. Kai Brand (#13) war aufgrund eines Todesfalles in der Verwandtschaft nicht mit nach Berlin gereist, so dass ein ebenbürtiger Ersatz nicht vorhanden war. Max Steuer (#80), der im Jugendteam auf mehreren Positionen zum Einsatz kam, und Marco Brinkmann (#31) wurden auserkoren, das Team bis zur Halbzeit im Spiel zu halten.
Doch der Schock saß zu tief. 2 Mal mussten die Bergtiger die Berliner in die Endzone lassen, so dass es zur Halbzeit 21:7 für Berlin stand.
Kurz vor der Pause trat Max Meyer doch noch mal als Quarterback an, in der Hoffnung spielen zu können, aber nach 3 Spielzügen war sein Ausscheiden endgültig.
Er wird den Mountain Tigers bis zum Ende der Saison aufgrund einer Knochenabsplitterung am Knie fehlen.

In der Pausenansprache wurde die Situation analysiert. Nun hieß es „Kopf hoch, kämpfen und das Schlimmste verhindern.“ Offensespieler und Defensespieler gab es jetzt nicht mehr.
Jeder spielte nach Möglichkeit doppelt, um die physische Belastung zu minimieren. Einzig Lutz Hartmann (#19) wurde von der Defense in die Offense umpositioniert, denn er übernahm ab der Pause das Zepter als Quarterback. Bis 2004 spielte er neben Kai Brand auf dieser Position und schien am Besten mit dem Team vertraut.
So begann die zweite Hälfte.
Max Steuer und Jens Mollnau (#86) übernahmen nun abwechselnd die Defensivaufgaben von Lutz Hartmann und der Plan ging auf. Der Tiger erwachte und kämpfte zurück. Während sich Lutz Hartmann langsam wieder in seine Aufgabe spielte mussten die Harzer nur einen Touchdown zulassen. Mit 28:7 ging es in das letzte Spielviertel.

Dann passierte das schier unmöglich. Max Steuer lief nach hervorragendem Pass von Lutz Hartmann die Endzone der Kobras an und „steuerte“ das Team zurück ins Spiel. 28:14 stand es nach erfolgreichem Extrapunkt von Ralf Posselt.
Jetzt ging alles rasend schnell. Die Kobras desolat und überfordert gaben ihr Angriffsrecht gleich wieder ab. Jens Mollnau fing als Cornerback einen Pass des Berliner Spielmachers in günstiger Feldposition ab und holte die Offense der Harzer zurück auf das Feld.
Es war wieder Andreas Kopytziok, der mit einem Sprint die Endzone der Kobras eroberte. Der Extrapunkt misslang und es stand 28:20.
Berlin war geschockt. Die Nerven lagen blank. 140 Yards Raumstrafen wies das Spielprotokoll für die Berliner im 4. Spielabschnitt aus, demgegenüber 20 Yards der Tigers.
Wieder mussten die Kobras das Recht des Angriffes ohne zählbaren Erfolg abgeben. Die Tigers kämpften sich im 4. Versuch und 20 Yards zu gehen mit einem Trickspielzug zum First Down. Alles schien zu gelingen.
Bei 1:05 Minuten vor Ende des Spiels blieb es Lutz Hartmann vergönnt, seine Leistung in Hälfte zwei zu krönen.
Mit einer Walze aus 5 Linemen vor sich und 3 Runningbacks hinter sich, brachte er den Ball zum 28:26 in die Punktezone. Um wenigstens einen Punkt mit in den Harz zu nehmen, verzichteten die Bertiger auf den Extrapunkt und versuchten eine 2-Point-Conversion (Touchdown nach dem Touchdown). Was einmal klappt, klappt auch ein zweites Mal, dachten die Wernigeröder und überrollten, wie im Spielzug zuvor, die gegnerische Defense. 28:28!

Das Unglaubliche war geschafft. Bei noch einer Minute Spielzeit erhielten die Gastgeber nochmals den Ball. Die Akkus der Mountain Tigers liefen schon weit unter Reserve, doch diese Minute mussten sie noch kämpfen.
Die Kobras überbrückten das Feld mit langen Pässen und standen bei 30 Sekunden vor Ende vor der Tigers- Endzone. Mehrfach versuchte der Quarterback der Berliner durch die Luft seine Receiver anzuspielen, doch erst 20 Sekunden vor Schluss gelang das. 34:28.

„Wir haben 13 Spieler zu Hause lassen müssen, verloren verletzungsbedingt oder aufgrund der Temperaturen weitere 6 Spieler während des Spiels, darunter unseren Quarterback und konnten diesen Rückstand egalisieren, da stellt sich für mich nicht die Frage, ob wir verloren haben,“ resümierte Coach Silvio Feuerstacke die Geschehnisse nach dem Schlusspfiff. „Ich bin stolz auf dieses Team, jeder ist über sich hinaus gewachsen und ich weiß, dass wir im Gießerweg nicht verloren hätten. Der Heimvorteil war hier bestimmt das Quentchen Mehr auf Seiten der Kobras.“

Einen echten Grund zur Traurigkeit über das verlorene Spiel gibt es tatsächlich nicht. Die Harzer Bergtiger können nicht nur ein verlorenes Spiel weniger gegenüber den Kobras ausweisen, sondern haben durch diese fulminante Aufholjagd auch noch das bessere Punkteverhältnis im direkten Vergleich. 41:40 steht es nach erzielten Punkten für die Harzer, was bei einer erneuten Niederlage in einem der kommenden Spiele die Meisterschaft retten könnte.
Erhobenen Hauptes fahren die Wernigeröder also am 09. September nach Halle zum 2. Auswärtsspiel der Rückrunde.

Jens Mollnau
Wernigerode Mountain Tigers e. V.
E-Mail: verein@mountain-tigers.de